Die lebendige Ortsgemeinde
Der Ort Weiler bei Bingen
Auf den Höhen des Rheins über der Nahe-Mündung und am Fuße des Hunsrücks liegt nur zwei km von Bingen entfernt die Ortsgemeinde Weiler. Felder und Wiesen im Norden und Westen, ausgedehnte Weinberge im Osten umgeben den Ort auf einer insgesamt 2.283 Hektar großen Hochebene. Im Norden schließt sich der ausgedehnte, ca. 2.000 Hektar umfassende Binger Wald, der aus historischen Gründen auf Weilerer Gemarkung liegt, an. Der Hunsrück sorgt für ausgezeichnete Luftqualität in Weiler. Schöne Wanderwege, Waldgaststätten, Schutz- und Wanderhütten laden Wanderfreunde ein.
Die Bewohner
2.650 Einwohner, davon rund zwei Drittel römisch-katholischer Konfession, leben in einer modernen Gemeinde, die den Sinn für ihre Geschichte und die Traditionen bewahrt. Die Umwälzungen der letzten 100 Jahre gingen auch an Weiler nicht vorbei. Vorher war das dörfliche Leben, seine Bewohner und auch die Baustruktur von der Landwirtschaft geprägt. Mit der Erschließung der Eisenbahnstrecken an Rhein und Nahe und der Manganerzgruben in Weiler und dem benachbarten Waldalgesheim änderte sich das Leben der Erwerbstätigen.
Das Gewerbe
Die Landwirtschaft spielt heute nur noch eine geringe Rolle. Allerdings kommt dem Weinbau noch eine große Bedeutung zu. Es werden saftige, frische und doch herzhafte Weine ausgebaut, die zum Weinanbaugebiet NAHE zählen. Ein 80.000 Quadratmeter großes Gewerbegebiet bietet Handwerkern und mittelständischen Unternehmen Siedlungsraum, sie schaffen damit eine Reihe von Arbeitsplätzen. Die Mehrzahl der Erwerbstätigen findet allerdings im Rhein-Main-Gebiet Arbeit.
Die Infrastruktur
Das örtliche Einkaufsangebot ist umfassend und wird durch gute Versorgungsmöglichkeiten in den Nachbarstädten ergänzt. Besonders hervorzuheben ist die Kinderkrippe, der Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft und die moderne Grundschule mit einer modernen Turnhalle für über einhundert Kinder.
Die Kultur und der Sport
Die schmucke und landschaftlich schön gelegene Gemeinde ist über ihre Grenzen hinaus für ihr aktives Vereins- und Kulturleben bekannt. Den vielen örtlichen Aktivitäten verdankt Weiler die große RHEIN-NAHE-HALLE, die 1980 mit einem Gesamtaufwand von 4,5 Mio. DM gebaut wurde und die heute ein Zentrum des gemeindlichen Lebens ist. Seit 1985 ergänzt die moderne Freisportanlage mit Rasenplatz neben der Rhein-Nahe-Halle das sportliche Angebot. Daran schließen sich die sechs Spielplätze des Tennis-Clubs an.
Sportliche Betätigung in vielen Bereichen, kulturelle Veranstaltungen der einheimischen Vereine und nicht zuletzt die weitbekannte Weilerer Fastnacht bieten neben vielen anderen Angeboten nicht nur der Weilerer Bevölkerung abwechslungsreiche Anlässe über das ganze Jahr. Höhepunkt dabei sind die Weilerer Kerb am zweitletzten Wochenende im Juli und das Dorffest am dritten Wochenende im September. Fünfundzwanzig Ortsvereine prägen das rege, dörfliche Leben, wobei es den meisten nicht an Nachwuchs mangelt und es auch in vielen Jahren noch ein reichhaltiges, kulturelles Leben in Weiler geben wird.
Die Partnergemeinde
Seit 2002 pflegt die Gemeinde mit der italienischen Kommune Sona-Lugagnano eine kommunale Partnerschaft. In jedem Jahr besuchen sich die verschiedensten Vereine und tragen so zu einer lebendigen Partnerschaft bei. Eine besonders intensive Freundschaft seit 1999 unterhält der Weilerer Carneval Verein mit dem Comitato Carnevale Benefico Lugagnano.
Die Politik
Das Gemeindeparlament setzt sich aus insgesamt 20 Ratsmitgliedern zusammen.
Weiler bei Bingen hat seit 1996 als erste Gemeinde im Kreis Mainz-Bingen ein Jugendparlament.
Seit 1986 ist Weiler Dorferneuerungsgemeinde. Alle privaten und öffentlichen Maßnahmen in diesem Bereich sind darauf ausgerichtet, den Wohnwert des Dorfes noch attraktiver zu machen und dabei die Substanz eines von der Nahtstelle zwischen Rhein, Nahe und Hunsrück geprägten Ortes zu erhalten. 2008 wurde Weiler als einzige Gemeinde im Landkreis Mainz-Bingen als Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung anerkannt.
Weitere Statistische Informationen über Weiler bei Bingen finden Sie hier.
Die Weilerer Geschichte
Erstmals im Jahre 823 wird der Name unseres Dorfes in einer Urkunde des Kaisers Ludwig des Frommen erwähnt, aber Funde in der Gemarkung belegen, dass sich schon seit der Urzeit der Menschheit menschliches Leben regt. Auf einer uralten, bereits von den Kelten benutzten Wegeverbindung, hatten die Römer (52 v. bis 405 n. Chr.) eine moderne Heeres- und Handelsstraße angelegt, die von Mainz über Bingen durch Weiler hinauf über den Hunsrück nach Trier führte. Nur drei Kilometer von Weiler im Wald findet man die freigelegten Reste eines ehemaligen Gutshofes (villa rustica) aus der Römerzeit.
Auf dem Rupertsberg in Bingerbrück baute die Heilige Hildegard im Jahre 1147 das gleichnamige Kloster, nachdem sie als Äbtissin vom Disibodenberg nach Bingerbrück umsiedelte. Heute ist nur noch ein Keller des Klosters erhalten.
Die Mainzer Bischöfe und Erzbischöfe hatten die Ortsherrschaft über Weiler inne, bis die französischen Revolutionstruppen 1792/94 das linke Rheinufer besetzten und 1797 die Nahe zur Grenze zwischen den Departements Donnersberg und Rhein–Mosel wurde.
Der Wiener Kongress von 1815 teilte Weiler endgültig dem Königreich Preußen und Bingen dem Großherzogtum Hessen – Darmstadt zu. Jetzt war die Nahe zur Staatsgrenze geworden.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinien an Rhein und Nahe wuchs der Weilerer Ortsteil Rupertsberg schnell und wurde 1892 durch eine königlich-preußische Verfügung unter dem Namen Bingerbrück selbständig, aus der Weilerer Gemarkung ausgegliedert und 1969 in die Stadt Bingen eingemeindet.
Das Wappen von Weiler
Die Verleihung des Wappens erfolgte im Jahre 1936 durch den Oberpräsidenten der Rheinprovinz (Rheinpreußen), in Koblenz. Die Nahe war damals nicht nur Grenze der Gemeinde Weiler und der Stadt Bingen, sie war auch Staats- und Kreisgrenze des Landkreises Bad-Kreuznach (Königreich Preußen, Rheinprovinz) und dem Landkreis Bingen (Großherzogtum Hessen, Provinz Rheinhessen). Der Initiator für ein der Gemeindewappen war Matthias Bell V. (1866-1960), Bürgermeister in Weiler von 1928 bis 1939.
Es ist erstaunlich, dass es damals gelang, den berühmten Künstler Gustav Adolf Closs (1864-1938) für den Entwurf unseres Gemeindewappens zu gewinnen. Closs gilt als einer der besten deutschen Heraldiker zur Zeit der Weimarer Republik. Seine Werke sind durch detaillierte, authentische Darstellung und große Symbolkraft gekennzeichnet.
Das von Closs signierte Original hat die Grundfarben Rot und Silber. Es zeigt ein Rad mit sechs Speichen und ist vertikal in zwei Hälften geteilt. Im oberen Teil ist das Rad silberfarben auf rotem Feld, im unteren Teil umgekehrt dargestellt. Die Speichen sind jeweils auf einer Seite mit einer Doppellinie verstärkt. Die Grundflächen sind teilschraffiert.
Das Rad ist vom Mainzer Rad abgeleitet und erinnert an die Zugehörigkeit von Weiler zu Kurmainz über viele Jahrhunderte. Die silberne Farbe der unteren Hälfte symbolisiert Wasser, als elementare Voraussetzung für eine Ansiedlung.
Die obere rote Fläche steht für das Land und die diagonal angelegte Teilschraffur symbolisiert den Himmel. Die Teilung und Inversion von Rad und Flächen stehen für viele territoriale Wechsel und der Lage von Weiler in einer Grenzregion.
Dem Künstler Closs gelang es dennoch, auch ein verbindendes Element der geteilten Flächen darzustellen. Bei genauerer Betrachtung erkennt man durch kräuselndes, bewegtes Wasser eine Drehung des Rades im Uhrzeigersinn.
Die Darstellung des Wappens von Weiler hat sich im Laufe der Zeit zu einer abstrahierten (vereinfachten) Form des ursprünglichen Originals gewandelt.
Weitere Information: Weilerer Heimatnachrichten Heft 45/46, 2011
Gemeindewald Weiler – Eckdaten Dezember 2016
Erläuterung vorweg: Beim größten Teil der auf Weilerer Gemarkung liegenden Waldfläche auf handelt es sich um den “Binger Wald” (Eigentum der Stadt Bingen). Um diesen Teil geht es hier nicht!
Es geht hier vielmehr um die Waldfläche die im Besitz der Gemeinde Weiler verblieben ist und von ihr bewirtschaftet wird. Historisch wurde dieses Waldgebiet im Nordosten der Weilerer Gemarkung, an die Gemarkungen von Bingerbrück und Trechtingshausen angrenzend, “Backesheck” genannt – dieser Name lässt Rückschlüsse auf die frühere Nutzung zu. Die Gemeinde deckte damit den Brennholzbedarf der Weilerer Bürger und Betriebe.
Wald
Der Weilerer Wald hat eine Größe von 54,6 ha. In dieser Gesamtfläche sind die Wegeflächen (0,3 ha) und die Nichtholzbodenflächen (1,3 ha) enthalten.
Baumarten
Der Wald besteht zu 83% aus Laubholz und zu 17 % aus Nadelholz. Beim Laubwald dominieren Eichen (56 %) und Buchen (17 %), beim Nadelwald überwiegt die Fichte (7 %) gegenüber der Douglasie, Kiefer und Lärche (10 %)
Alter der Bäume
Der Großteil der Bäume hat ein Alter zwischen 60 – 80 Jahren
Hiebssatz
Der sogenannte Hiebssatz (die Menge an Holz, die jedes Jahr nachhaltig genutzt werden kann) beträgt 248 fm. Das bedeutet, dass am Tag im Weilerer Wald ein Raummeter Holz nachwächst.
Jagd
Der Weilerer Wald gehört zum Gemeinschaftlichen Jagdbezirk Weiler und ist verpachtet.
Der Wald wird seit 1991 von Förster Bernhard Naujack betreut. Mit zum Team gehören die Forstwirte Markus Brendel und Martin Wieck.
Neben den Forstwirten sind auch Unternehmer aus der Region im Weiler Wald tätig.
Zur Holzernte gehört auch die nachhaltige Nutzung von Holz. In der nachstehenden Tabelle sehen Sie den aktuellen Holzeinschlag mit Soll-Ist Vergleich:
Betrieb | red. HOBO [ha] | FE-Soll [Festmeter] pro Jahr | Einschlag | |||||
2013 | 2014 | 2015 | 2016 | Summe | Durchschnitt | |||
Weiler | 54,6 | 248,2 | 245,0 | 381,0 | 259,0 | 245 | 1.130,0 | 282,5 |
Überwiegend wird im Weilerer Wald Brennholz eingeschlagen. Der Brennholzeinschlag ist für die Bürger von Weiler sehr wichtig.
Wirtschaftliche Situation
Die schwarze Null wird im Gemeindewald angestrebt und in der Regel auch erreicht.
Waldverjüngung
In vielen Teilen des Weilerer Waldes ist eine natürliche Verjüngung möglich.
Naturschutz im Wald
100 % des Weilerer Waldes liegen im FFH-Gebiet. Ziel ist der Schutz, der Erhalt und die mögliche Verbesserung der Biodiversität. In den FFH-Gebieten gilt das Verschlechterungverbot. Forstwirtschaftliche Nutzung besonders nach FSC-Standards unterstützt den Schutzzweck, die Biodiversität wird sich steigern.
Hier ein Link zur Karte FFH-Gebiet Weilerer Wald: https://natura2000.rlp.de/n2000-sb-bwp/steckbrief_gebiete.php?sbg_pk=FFH6012-301
Im Weilerer Wald wird das Konzept zum Umgang mit Biotopbäumen, Altbäumen und Totholz von Landesforsten Rheinland-Pfalz das so genannte BAT-Konzept angewandt.
Nachfolgend eine historische Karte von 1887 aus dem Gemeindarchiv mit den alten Abteilungsbezeichnungen, von denen einige noch heute gebräuchlich sind.